Resilienz meint die innere Widerstandsfähigkeit oder das Immunsystem der Seele. Je resilienter ein Kind ist, desto widerstandsfähiger ist es gegenüber belastenden Situationen.
Resilienz entwickelt sich durch Erfahrungen, die ein Kind mit anderen Menschen und seiner Umwelt macht. Im christlichen Kontext beeinflussen auch Erfahrungen, die mit anderen gläubigen Menschen und mit Gott selbst gemacht werden. Wie so oft spielen Eltern und andere Bezugspersonen (z. B. Mitarbeitende im Kindergottesdienst) in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Resilienz ist also nicht angeboren, sondern lern- und förderbar!
Wie können wir Resilienz im Kindergottesdienst fördern
Die seelische Gesundheit eines Kindes ist massgeblich von seinen Bezugspersonen abhängig. Damit ein Kind seinen Glauben selbstwirksam erleben und entwickeln kann, gestehen wir ihm zu, eigene Erfahrungen mit Gott machen zu dürfen, und ermutigen es, eigene Überlegungen und Gedanken einzubringen. Unsere Haltung dem Kind gegenüber ist dabei von dem Zutrauen geprägt, dass es seinen individuellen Glauben aus sich heraus entwickeln wird. Diesen Glauben wird das Kind altersentsprechend ausdrücken und reflektieren.
Wir nehmen die Emotionen und Spannungszustände wahr, die eine biblische Geschichte hervorrufen kann, benennen sie und helfen durch Methodenvielfalt, alles zu erleben und verarbeiten. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung kann gefördert werden, indem Kinder in biblische Geschichten eintauchen und sich darüber ehrlich und offen austauschen. Sie haben dadurch die Möglichkeit, eine andere Perspektive einzunehmen und andere Ansichten und Meinungen kennenzulernen. Zudem können sie sich selbst wahrnehmen und einschätzen sowie eigene Glaubensüberzeugungen entwickeln. Kinder benötigen keinen geistlichen «Stress» in Form von vorgegebenen Lösungen, Schwarz-Weiss-Malerei oder geistlichen Anforderungen, die sie zu erfüllen haben. Im Gegenteil – es geht vielmehr darum, sie davor zu schützen und «glaubensresilient» zu machen. Kinder haben ein Recht darauf, ihre eigene Glaubensentwicklung durchlaufen zu dürfen!
Wir ermutigen sie deshalb zum eigenen Nachdenken – über sich selbst, über Gott und darüber, was Gott mit ihrem Leben zu tun haben könnte. Biblische Geschichten und Glaubenserfahrungen anderer Menschen spiegeln oft Herausforderungen wider und fördern Kinder darin, eigene Probleme zu entdecken, mögliche Problemlösungen zu entwickeln und Gott währenddessen einzubeziehen.
Wir schenken dem Kind Empathie und Wertschätzung, kommunizieren mit ihm auf Augenhöhe, werten Fehler als Chance, begleiten es einfühlsam in seiner Entscheidungsfindung und sprechen ihm positive Glaubenssätze zu. Wenn ein Kind in seiner Glaubensentwicklung Akzeptanz erlebt, wird es dadurch eher erfahren: «Gott liebt mich bedingungslos.»
Was zeichnet resiliente Kinder aus?
Glaubensresiliente Kinder achten sich selbst, ihre Mitmenschen und Gott. Sie tragen ein positives Selbst-, Menschen-, Welt- und Gottesbild in sich. Sie sind lebensfroh und optimistisch. Sie haben ein Grundvertrauen in Gott, in ihre eigenen Fähigkeiten und wissen, wie sie diese in der Gesellschaft und in der Gemeinde einbringen können. Sie gehen erfolgreich mit Enttäuschungen, Problemen und Fehlschlägen um, weil sie wissen, dass Gott stets mit ihnen unterwegs ist und sie begleitet.
Sonja Bless
RPI