FAQ
Noch Fragen offen?
Theologische Lehre, praktisches Leben: Was du über uns und unseren Glauben wissen möchtest, beantworten wir dir hier fundiert und kompakt.
Sollten noch Fragen unbeantwortet geblieben sein, kannst du uns gerne eine Nachricht schreiben. Wir werden uns so schnell wie möglich bei dir melden.
Kontaktperson
Marvin Brand
Pressesprecher
Unser Gottesdienst
Ich möchte einen Gottesdienst besuchen. Wann soll ich da sein?
Die Anfangszeiten sind nicht genormt und können von Kirchengemeinde zu Kirchengemeinde variieren. In den meisten Gemeinden fängt der erste Teil zwischen 9:00 und 10:00 Uhr an. Gestartet wird üblicherweise mit dem Bibelgespräch. Manche Kirchengemeinden drehen den Ablauf aber auch um – dort findet zuerst die Predigt statt und danach das Bibelgespräch.
Hier kannst du dich über die einzelnen Kirchengemeinden informieren.
Was soll ich zum Gottesdienst anziehen?
Es gibt keinen Dresscode. Komm, wie du bist! Zieh dir einfach das an, worin du dich wohlfühlst. Da für Adventisten der Sabbat ein ganz besonderer Tag ist, ziehen sich viele auch festlich an – das ist aber absolut kein Muss!
Muss ich beim Gottesdienstbesuch irgendwelche persönlichen Daten angeben?
Nein, wir werden keine Daten von dir aufnehmen, ausser du willst das aus bestimmten Gründen, um zum Beispiel mit uns per Telefon in Kontakt zu bleiben oder per E-Mail über Neuigkeiten informiert zu werden.
Wie lange dauert ein Gottesdienst bei den Adventisten?
Ein Gottesdienst besteht klassischerweise aus Bibelgespräch, Infoteil und Predigt. Alles in allem dauert der Gottesdienst ungefähr zweieinhalb Stunden.
Wie kann ich mir den Gottesdienstablauf in einer Kirche vorstellen?
Der erste Teil des Gottesdienstes besteht meist aus einem interaktiven Bibelgespräch in Gruppen. Danach folgt ein Mittelteil, in dem Lieder, Erfahrungen und auch Organisatorisches Platz haben. Im Anschluss kommt die Predigt, in der ein Pastor oder ein Mitglied über ein biblisches Thema referiert. Das Ganze wird von Gebeten und Musik – selbst gesungenen und auch vorgetragenen Liedern – umrahmt.
Gibt es während des Gottesdienstes Spendensammlungen? Muss ich Geld spenden?
Es gibt im Laufe des Gottesdienstes normalerweise zwei Sammlungen, eine für die Belange der lokalen Kirchengemeinde und eine für internationale Projekte. Etwas zu geben ist freiwillig und es herrscht kein Druck! Wenn du nichts spenden möchtest, gib das Körbchen einfach weiter, wenn es zu dir kommt.
Wird man mich ansprechen?
Du wirst im Normalfall am Eingang persönlich begrüsst werden. In den meisten Kirchengemeinden kommt jemand auf dich zu, egal ob du zum ersten Mal da bist oder regelmässig kommst. Wir freuen uns, dich bei uns willkommen zu heissen!
Bleibst du anfangs lieber anonym? Dann kannst du dich natürlich auch jederzeit dazu entscheiden, einfach so nach Hause zu gehen, ohne mit jemandem zu sprechen.
Was ist ein Bibelgespräch?
Das Bibelgespräch ist ein Hauptbestandteil unseres Gottesdienstes. Es schafft die Möglichkeit, in kleiner Runde über ein biblisches Thema zu reden, Perspektiven auszutauschen und gemeinsam nach Antworten zu suchen. Manchmal wirst du auch das Wort „Sabbatschule“ hören, das ist ein älterer Begriff, der dasselbe meint.
Muss ich mich bei dem Bibelgespräch beteiligen?
Du bist eingeladen, mitzureden, Fragen zu stellen und Impulse zu geben; natürlich kannst du auch einfach nur zuhören – ganz wie du möchtest.
Was geschieht, nachdem der Gottesdienst vorbei ist?
Meistens nutzen wir die Zeit für persönliche Gespräche in lockerer Runde. Gerne darfst auch du uns ansprechen! Manche gehen gleich nach Hause und das kannst natürlich auch du, wenn du lieber anonym bleiben möchtest. Es gibt Kirchengemeinden, die nach dem Gottesdienst noch etwas zu knabbern anbieten. Manchmal essen wir auch gemeinsam in den Räumen der Kirchengemeinde zu Mittag oder laden uns gegenseitig nach Hause zum Essen und Beisammensein ein.
Was ist das Abendmahl und darf ich daran teilnehmen?
Das sogenannte Abendmahl wurde von Jesus kurz vor seiner Gefangennahme zum ersten Mal durchgeführt. Die Bedeutung davon ist einerseits, eine dienende Grundhaltung zu leben, und zum anderen, Jesus als den eigenen Erlöser anzunehmen. Wir glauben nicht, dass das Brot und der Traubensaft der echte Körper und das echte Blut Jesu sind, sondern ein Symbol dafür.
Das Abendmahl ist bei uns ein besonderes Ereignis, das meist einmal im Vierteljahr gefeiert wird. Dabei gibt es vor dem Abendmahl eine Fusswaschung, bei der sich immer zwei Personen gegenseitig die Füsse waschen.
Prinzipiell darf jeder, der möchte, am Abendmahl teilnehmen. Es ist jedoch wichtig, die Bedeutung des Abendmahls verstanden zu haben und die Erlösung für sich persönlich in Anspruch zu nehmen. Anhand dessen darfst du entscheiden, ob du daran teilnehmen möchtest.
Warum singt man bei euch Lieder?
Wenn wir Lieder über Jesus und biblische Themen singen, beten wir Gott an. Und dabei kommt es nicht darauf an, dass wir den Ton perfekt treffen, sondern auf unsere Einstellung. Oft trägt auch ein Chor oder eine Musikgruppe einzelne Stücke vor. Die Bandbreite reicht von altbekannten Kirchenliedern bis zu modernen christlichen Popsongs. Die Hauptsache ist, dass sie Gott ehren und die geistliche Stimmung unterstützen. Sing auch du gerne mit uns! Dazu verteilen die Kirchengemeinden entweder Liederbücher oder projizieren die Liedtexte an die Wand.
Treffen sich Adventisten nur am Samstag / Sabbat?
Die meisten Adventisten treffen sich zumindest einmal pro Woche: am Sabbat zum Gottesdienst. Viele wollen sich aber öfter sehen und ihre Freundschaften pflegen und treffen sich zu Gebets- und Bibelrunden, zu Ausflügen, zum Sport oder auch einfach ganz spontan zum Essen oder Spazierengehen unter der Woche.
Ich möchte mir gerne einen Gottesdienst ansehen, zögere aber noch, persönlich vorbeizukommen. Gibt es Möglichkeiten, per Livestream zuzusehen?
Ja, es gibt frei zugängliche Livestreams von adventistischen Gottesdiensten. Schau einfach bei der Kirchensuche vorbei. Die einzelnen Kirchengemeinden geben an, ob sie einen Livestream haben.
Unser Glaube
Kennt Gott mich?
Wenn man glaubt, dass es Gott gibt, stellt sich gleich im Anschluss die Frage: Wie ist Gott? Und: Hat er Interesse an mir? Als Christen gehen wir davon aus, dass Gott sein Wesen durch die Menschwerdung in Jesus von Nazareth offenbart hat. In der Bibel vermitteln uns jene Menschen, die Jesus begleitet haben, Informationen über ihn. Jesus sagte zu ihnen: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9; Lutherbibel 2017). Aus dieser Analogie schliessen wir, dass Gott wie Jesus denken, reden und handeln würde, wenn er unter uns lebte. Jesus reagierte einmal auf die Sorge und Ängste seiner Zeitgenossen mit folgendem Vergleich zwischen Menschen und Spatzen: Spatzen werden für wenig Geld verkauft, sagte er, „dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen“. Dann fügte er an: „Doch bei euch ist sogar jedes Haar auf dem Kopf gezählt. Habt keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen!“ (Lukas 12,7; Gute Nachricht Bibel). Und über den Propheten Jesaja machte Gott in der Bibel folgende Zusage: „Fürchte dich nicht, ich habe dich befreit! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir!“ (Jesaja 43,1; Gute Nachricht Bibel). Gott kennt offensichtlich seine Menschen und liebt sie – auch dich!
Was bedeutet Beten?
Für Christen ist das Beten ein Gespräch mit Gott. Man redet beim Beten oder ist in Gedanken bei, mit und vor Gott. Der Mensch teilt Gott im Gebet sein Innerstes mit: sein Denken, Fühlen, Empfinden, seinen Dank, seine Wünsche, seine Freude, seinen Schmerz – oder er schweigt einfach vor ihm. Das Beten unterscheidet sich von einem Selbstgespräch, weil man davon ausgeht, dass der biblische Gott ein reales Gegenüber ist, das einen hört und versteht. Gottes Antwort ist nicht akustisch, also nicht mit unseren Ohren zu hören. Aber manchmal kommen einem Gedanken, die man vor dem Beten nicht hatte; eine Alltagssituation nimmt eine neue Wendung; man liest in der Bibel einen Vers, der einem zur Antwort wird; oder eine Person sagt etwas, das einen weiterbringt. Das Entscheidende beim Beten der Christen ist die vertraute, absichtslose Kommunikation und Beziehungspflege mit Gott. Oft geht es einem nach dem Beten besser – manchmal auch nicht. Ellen White hat das Beten als „das Atmen der Seele“ bezeichnet und Helmut Gollwitzer sagte: „Das Gebet ist die Tür aus dem Gefängnis unserer Sorge.“Jesus hat selbst zu Gott gebetet und seine Nachfolger mit dem Vaterunser beten gelehrt. Darin stellt uns Jesus Gott als guten Vater vor. Alle Menschen sind demnach Gottes Kinder und dürfen sich vertrauensvoll an ihn wenden.
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Warum halten Adventisten den Sabbat?
Adventisten sind protestantische Christen und richten ihr Leben – wie andere Christen auch – am Vorbild von Jesus Christus aus. Deshalb halten sich Adventisten auch an die Zehn Gebote (2. Mose 20). Und dabei geht es nicht darum, sich durch das Befolgen von Geboten „den Himmel verdienen“ zu können! Adventisten verstehen die Zehn Gebote als Angebote für ein gelingendes Leben, auch das Sabbatgebot. Gott sagt uns damit: Sechs Tage zu arbeiten reicht für sieben Tage Leben. Adventisten können jeden Sabbat/Samstag von der Arbeit ruhen – im Wissen, dass Gott für sie sorgt. Der Sabbat ist eine Oase in der Zeit. Er ist eine Alternative zum Sorgen, zum Leistungs-, Konsum- und Konformitätszwang. Gott verschafft uns mit dem Sabbat Freiraum, um Gottesdienst zu feiern, um Zeit für die Familie, Freunde und sozial Schwache zu haben. Von Jesus heisst es, dass er „nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge“ ging (Lukas 4,16; Lutherbibel 2017). Und weil es in der Bibel kein Sonntagsgebot gibt, feiern die Adventisten nach dem Vorbild Jesu den Sabbat.
Wie hält man den Sabbat?
Die Bibel erklärt uns zwei Begründungen für das Sabbathalten: In 2. Mose 20,8–11 wird auf die Schöpfung verwiesen und in 5. Mose 5,12–15 auf den Exodus, den Auszug aus Ägypten, der das Befreiungs- und Erlösungserlebnis für das Volk Israel war. Der Bezug auf die Schöpfung und den Exodus macht deutlich, dass der Mensch in Abhängigkeit von Gott geschaffen wurde. Jeden Sabbat machen wir uns bewusst, dass Gott letztlich für uns sorgt. Der Mensch soll und darf am wöchentlichen Sabbat – von Freitagabend bis Samstagabend – bewusst in dieser Beziehung zu Gott ruhen. Gott gibt uns das Leben (Schöpfung) und er vollendet es (Erlösung).
Der Sabbat hat aber auch einen zentralen sozialen Charakter: Alle Menschen haben die gleiche Würde. Alle haben das Recht, am Sabbat zu ruhen und absichtslos einfach Mensch zu sein. Richtig verstandene Sabbatruhe wirkt sich auf die Woche und den Alltag aus, auf Arbeitsbedingungen und Löhne, auf den Umgang mit Asylsuchenden und anderen Minderheiten, auf die Umwelt etc. Den Sabbat wirklich halten kann man erst, wenn man dessen Begründungen und den Bezug zu Gott verstanden hat. Konkrete Verhaltensregeln zum Sabbat aufzustellen wäre demnach nicht hilfreich.
Rund um die Adventisten
Wie leben Adventisten?
Obwohl adventistische Christen auf die Wiederkunft von Jesus Christus warten – übrigens gemeinsam mit allen anderen Christen –, leben sie nicht „weltflüchtig“. Sie stellen sich den Fragen und Problemen der Gesellschaft. Das ist auch der Grund, weshalb die Siebenten-Tags-Adventisten das grösste protestantische Schulwesen mit über 9400 Schulen und Universitäten weltweit unterhalten. Sie leisten mit 118 nationalen Landesbüros des Hilfswerks ADRA Katastrophen- und Entwicklungshilfe und betreiben weltweit mehr als 1960 Spitäler, Ambulatorien, Zahnkliniken, Alters- und Waisenheime etc.
Adventisten haben nicht den Anspruch, die allein selig machende Kirche zu sein. Schon Jesus hat in seiner einzigartigen Bildsprache gesagt, dass es „Schafe“ auch in „anderen Ställen“ gibt (Johannes 10,16). Die 28 Glaubensüberzeugungen der Adventisten geben Hinweise, wie adventistische Christen ihr Leben ausrichten können. Das sieht je nach Weltgegend und Kultur, in der Adventisten leben, anders aus. Sie versuchen grundsätzlich nach der Maxime des Apostels Paulus zu leben: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre“ (1. Korinther 10,31; Lutherbibel 2017). Wer zu Gottes Ehre lebt, hat immer das Wohlergehen seiner Mitmenschen im Blick, denn das war der Fokus von Jesus.
Es kommt hinzu, dass nach adventistischem Verständnis der biblische Glaube nicht nur eine Sache des Kopfes bzw. des Wissens ist, sondern ganzheitlich ausgerichtet ist. Weil alles in der menschlichen Existenz zusammenspielt, achten Adventisten auch auf das, was den Körper, das Seelische, das Soziale und die Spiritualität fördert.
Welche Regeln haben Adventisten?
Adventistische Christen leben ihr Leben selbstverantwortlich vor Gott. Das, was einer Regel im Sinne einer Orientierung am nächsten kommt, ist die Bibel. Die Bibel teilen die Adventisten aber mit anderen Christen. Es gibt keine adventistische Bibel.
Adventisten verstehen die Bibel nicht als Rezeptbuch mit Handlungsanweisungen für alle Wechselfälle des Lebens. Die Bibel enthält vielmehr Geschichten bzw. Fallbeispiele etc., aus denen die Lesenden Schlussfolgerungen zum Vorteil für ihr Leben ziehen können.
Ein Beispiel: Dem vierten Gebot (dem Sabbatgebot zum wöchentlichen Ruhetag) entnehmen Adventisten die Wichtigkeit eines Wochenrhythmus bzw. einer Work-Life-Balance. Das Gebot macht ihnen auch klar, dass alle Menschen vor Gott gleich sind und alle eine unverlierbare Würde besitzen. Das Sabbatgebot setzt ebenso eine Schranke gegen Rassismus, Diskriminierung, Fremdenhass und soziale Ausbeutung, weil am Sabbat alle „nur“ Menschen sind und die sozialen Unterschiede aufgehoben sind. Das Gebot schliesst auch die Verantwortung gegenüber der Umwelt mit ein und im Besonderen – in der damaligen Agrargesellschaft – gegenüber den Tieren. Mit dem von Gott verordneten Ruhen von der Erwerbstätigkeit lehrt er seine Menschen, sich auf ihn zu verlassen und zu vertrauen, dass sechs Tage Arbeit für sieben Tage Leben reichen.
Sind Adventisten Christen?
Kirchengeschichtliche Herkunft
Adventisten verstehen sich als protestantische Christen. Kirchengeschichtlich sind sie aus der zweiten grossen christlichen Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert in den USA entstanden. In der Zwischenzeit sind sie zu einer Weltkirche mit rund 22 Millionen Mitgliedern angewachsen, die in 212 von 235 durch die UNO anerkannten Staaten und Gebieten tätig ist.
Lehrmässige Einordnung
Adventisten glauben an Jesus Christus und teilen mit anderen evangelischen Christen den zentralen reformatorischen Grundsatz solus Christus. Das heisst, dass Jesus Christus allein – ohne Zutun des Menschen – dessen Erlösung bewirkt und dadurch die Menschen mit Gott versöhnt hat. Adventisten teilen auch die anderen reformatorischen Prinzipien wie: allein die Schrift, allein durch Glaube, allein durch Gnade.
Manche Christen machen Adventisten den Vorwurf, sie wollten durch das Halten des Ruhetags am Samstag (Sabbat, siehe viertes Gebot) einen Beitrag zur Erlösung leisten (Werkgerechtigkeit). Kein ernsthafter Christ versucht durch das Einhalten der Gebote, „sich den Himmel zu verdienen“, auch adventistische Christen nicht.
Sind Adventisten eine Sekte?
In den 1990er-Jahren gab es in der Schweiz und Kanada kollektive rituelle Mord- und Suizidhandlungen der „Sonnentempler“, bei denen 74 Personen ums Leben kamen. Der Bundesrat lehnte es darauf aus folgenden Gründen ab, eine „Sektenpolitik“ zu formulieren: Der Begriff Sekte sei unklar und werde unterschiedlich sowie diskriminierend oder ausgrenzend verwendet und wecke negative Assoziationen.
Wer also den Begriff Sekte verwendet, sollte zuerst klären, was damit gemeint ist.
1. Verhalten
Man kann damit vereinnahmendes, entmündigendes bzw. manipulatives Verhalten in einer Kirche meinen. Wenn einzelne Kirchenmitglieder auf diese Weise handeln, ist es tragisch. Das sollte nicht geduldet werden. Eine Kirche aber, die von ihrer Struktur her mit Angstmache versucht, Menschen zu vereinnahmen, zu entmündigen und an sich zu binden, handelt nicht im Sinne von Jesus Christus.
Adventisten sind basisdemokratisch organisiert. Demokratie teilt, begrenzt und kontrolliert Macht.
Zudem setzen sich Adventisten in der Gesellschaft für die Glaubens- und Gewissensfreiheit ein und leben sie auch kirchenintern. Adventisten haben als erste christliche Kirche weltweit in den 1890er-Jahren in den USA eine Nichtregierungsorganisation zur Verteidigung der Religionsfreiheit (IRLA) gegründet.
2. Lehre
Wer den Begriff Sekte eher auf Glaubensinhalte bzw. die Lehre einer Kirche bezieht, kann recherchieren, wo diese mitarbeitet, und sich fragen, ob die anderen Kirchen mit einer Sekte zusammenarbeiten würden.
Adventisten haben den Beobachterstatus in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH) und sind in kantonalen AGCKs entweder Mitglied oder haben den Gaststatus. Sie arbeiten im Dachverband Freikirchen.ch mit und sind Mitglied der Schweizerischen Bibelgesellschaft.
Was dürfen Adventisten nicht essen?
Adventistische Christen sind für ihre Lebensgestaltung selbst vor Gott verantwortlich. Niemand sagt den Kirchenmitgliedern, was sie dürfen oder nicht dürfen. Sie richten sich, wie andere Christen auch, nach der Bibel. Das, was ihnen einleuchtet und nachvollziehbar erscheint, versuchen sie in Eigenverantwortung vor Gott in ihrem Leben umzusetzen.
Adventisten begreifen die Aussagen der Bibel so, dass der Mensch ein ganzheitliches Wesen ist. Diese untrennbare Einheit und Verflechtung bewirkt, dass sich Körper, Seele und Geist gegenseitig beeinflussen. Für Adventisten hat der Glaube an Gott nicht nur mit dem Kopf, also mit Denken und Empfinden zu tun, sondern auch mit der Lebensgestaltung, mit Work-Life-Balance (Ruhetag), mit Sozialem, mit Lebensstil und auch mit Gesundheit. Adventisten verstehen Gott so, dass er am ganzheitlichen Wohlbefinden der Menschen interessiert ist. Lange, bevor es das Volk Israel gab, kannten die Menschen die Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren (1. Mose 7,2). Reine Tiere waren zum Essen geeignet, unreine nicht. Adventisten nehmen an, dass „gesund“ bzw. „ungesund“ das Kriterium für die Unterscheidung in rein und unrein war (3. Mose 11,2–23) und damit eine generelle Anweisung für Menschen. Adventisten halten sich weiterhin an diese Unterscheidung, essen generell wenig oder gar kein Fleisch und versuchen, sich körperlich und seelisch gesund und fit zu halten.
War Ellen G. White eine Prophetin?
Adventisten vertreten die Ansicht, dass die Bibel die einzige Richtschnur des christlichen Glaubens ist (sola scriptura). In der Bibel sind sowohl im Alten Testament (Joel 3,1–2) als auch im Neuen Testament (u. a. Apostelgeschichte 21,9; 1. Korinther 14,29–32) prophetische Träume und Visionen angekündigt, die deshalb auch zu erwarten sind.
Adventisten werten die Visionen der Mitbegründerin ihrer Kirche, Ellen Gould White (1827–1915), als eine Erfüllung solcher Bibeltexte. Sie selbst wollte mit ihren Schriften keinen Ersatz oder eine Ergänzung der Bibel sein, sondern die Lesenden zur Bibel hinführen. Obwohl Adventisten glauben, dass Ellen White inspiriert war, hat sie dafür nie biblische Autorität beansprucht. Das Sola-Scriptura-Prinzip wird mit diesem Verständnis gewahrt. Es gibt aber Adventisten, die Ellen White neben oder über die Bibel stellen. Dies entspricht nicht der Lehre der Kirche. Adventisten billigen Ellen White eine prophetische Rolle zu. Sie ist nach diesem Verständnis aber keine Schrift-Prophetin, sondern eine Nicht-Schrift-Prophetin, deren Aussagen immer an der Bibel zu messen sind.
Im Buch Seventh-day Adventists Answer Questions on Doctrine (S. 79–85) wurde 1957 festgehalten:
„1. Wir betrachten die Schriften Ellen G. Whites nicht als einen Zusatz zum Kanon der Heiligen Schrift.
2. Sie gelten auch nicht universal wie die Bibel, sondern insbesondere für Siebenten-Tags-Adventisten.
3. Wir stellen sie nicht der Bibel gleich, die der einzige und einzigartige Massstab aller anderen Schriften ist.“