Die Grundannahme ist, dass Kinder eine eigene Theologie hervorbringen können, dazu aber Erwachsene benötigen, die sie auf dem Weg begleiten …

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Lasst die Kinder zu Wort kommen!

Innerhalb der Religionspädagogik entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren das Konzept der „Kindertheologie“. Dahinter versteckt sich zum einen die Überzeugung, dass Kinder in der Lage sind, wertvolle theologische Gedanken zu äussern.
Zum anderen geht es darum, diese aufkommenden Gedanken und Gefühle zu reflektieren.

Unsere Aufgabe in der Gemeinde und im Kindergottesdienst ist es, die Kinder zu Wort kommen zu lassen! Wir dürfen Kindern Raum geben, ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen zu äussern. So können wir sie in ihrer theologischen Entwicklung begleiten. Kindertheologie zeigt verschiedene Dimensionen:


Theologie für Kinder
Kinder lernen theologische Sachverhalte und Begriffe – ihrem Alter entsprechend. Sie benötigen eine Basis, um überhaupt theologische Gedanken äussern und verstehen zu können. Um dieses Grundwissen erweitern zu können, müssen Beziehungen zwischen den „Lehrenden“ und den „Lernenden“ vorhanden sein. Ausserdem sollten den Kindern immer wieder neue Anregungen und Denkanstösse geboten werden – idealerweise durch Geschichten oder Bilder, da Kindern das Begreifen durch diese Methode am besten gelingt. Um neue Denkprozesse bei ihnen in Gang zu setzen, dürfen wir Kinder herausfordern. Sie überraschen uns Erwachsene immer wieder mit ihren tiefgründigen Gedanken und Überlegungen.


Theologie von Kindern
Bei der Theologie von Kindern ist die Rolle der erwachsenen Person entscheidend: Sie fungiert ausschliesslich als Impulsgeber. Dies ist am besten durch offene Fragen möglich. Kinderäusserungen werden nicht korrigiert, jedoch aufmerksam und interessiert wahrgenommen. Auch Fragen, die ein Kind stellt, sagen häufig etwas über dessen Theologie aus. Wichtig ist, dass es nicht die Theologie der Kinder gibt. Jedes Kind besitzt seine ganz individuellen Vorstellungen über Gott und Religion. Eine Möglichkeit, wie Kinder ihre eigenen theologischen Gedanken und Ideen präsentieren können, sind Gottesdienste, die von Kindern vorbereitet und durchgeführt werden. Auch können Kinder in den Gottesdienstablauf einbezogen werden, indem sie etwa ihre eigenen Gebete vortragen oder im Format „Lebendige Gemeinde“ von ihren Erfahrungen mit Gott berichten.


Theologie mit Kindern
Eine Theologie mit Kindern verbindet die beiden oben beschriebenen Aspekte. Die Grundannahme ist, dass Kinder eine eigene Theologie hervorbringen können, dazu aber Erwachsene benötigen, die sie auf dem Weg begleiten, Fragen beantworten und Nachfragen stellen. Es geht also darum, die Kinder ihre theologischen Vorstellungen ausdrücken zu lassen und diese dann mit den Kindern weiterzuentwickeln. Konkret bedeutet das: Um die Kinder bestmöglich zu begleiten, ist es wichtig, im Kindergottesdienst einen sicheren Ort zu schaffen, an dem die Kinder ihre Gedanken offen und unbewertet äussern dürfen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre, echtes Interesse an den Gedanken der Kinder sowie Ergebnisoffenheit im Gespräch mit ihnen sind hierbei unerlässlich.


Ein Raum für Kinder
Wie wertvoll wäre es, den Kindern in unseren Gemeinden häufiger die Chance zu geben, den Erwachsenen neue Dinge über Gott beizubringen – und zwar durch eine Begegnung auf Augenhöhe, durch Zuhören und Ernstnehmen der Kinder. Auch die Kleinen sind in der Lage, Wahrheiten und Weisheiten weiterzugeben, da sie die Welt eben mit Kinderaugen sehen. Es lohnt sich, deren Äusserungen ernst zu nehmen und diesen nachzugehen. Wir Erwachsenen können viel von den Kindern lernen. Lassen wir sie zu Wort kommen?

Dorothee Eßer (33, Sozialpädagogin) hat 2022 die RPI-Ausbildung im Bereich „Kinderpädagogik“ abgeschlossen.
Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Deutschland und engagiert sich in der Adventgemeinde Marburg für Familien und Kinder.

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